Wie Umwelt- und Ethikbanken arbeiten
Wer nach nachhaltigen Anlageformen sucht und mitbestimmen möchte, wofür sein Geld eingesetzt wird, ist bei Umwelt- und Ethikbanken an der richtigen Adresse. Diese Banken investieren nach ökologischen Erwägungen beispielsweise in erneuerbare Energien und biologische Landwirtschaft oder nach ethischen Erwägungen in soziale Projekte und faire Wirtschaftsunternehmen.
Die Finanzkrise trug dazu bei, dass viele Menschen hinterfragen, was mit ihrem Geld geschieht. Sie schauen genauer hin und wünschen sich Transparenz und Menschlichkeit bei ihren Bankgeschäften. Denn gerade bei den großen Geschäftsbanken litt die Vertrauensbasis. Zum einen aufgrund der immer höheren Gewinnziele, die direkt ins Unvermeidliche steuerten. Und zum anderen weil deren Kundenberatung von der Gesellschaft zunehmend als zu vertriebsorientiert und von Eigeninteressen bestimmt wahrgenommen wird. Aber was zeichnet Umwelt- und Ethikbanken aus? Die bei ihnen angelegten Gelder reichen sie in Form von zinsgünstigen Krediten weiter, etwa für Fotovoltaikanlagen oder sozialverträgliche Mieten. Der Anleger kann bei Kontoeröffnung meist selbst entscheiden, in welchem Bereich seine Einlagen einzusetzen sind. Es besteht die Option, auf einen Teil des Zinssatzes zu verzichten und somit direkt zu spenden. Teilweise kann im Kontovertrag festgehalten werden, dass angelegte Gelder im Todesfall zweckgebunden vermacht werden. Umwelt- und Ethikbanken investieren zwar auch an der Börse, verpflichten sich selbst aber dazu, Ausschlusskriterien einzuhalten, die sie auch kommunizieren. Ausschlusskriterium kann zum Beispiel sein, in Unternehmen zu investieren, bei denen Menschenrechts- oder Arbeitsrechtsverletzungen begangen werden. Einige herkömmliche Banken schließen ebenfalls einige umstrittene Geschäfte aus, investieren aber fast ausschließlich unter dem Aspekt der Rendite, nicht gezielt in das, was auch für die Gesellschaft sinnvoll ist. Transparenz wird durch Informationen erreicht. Besonders transparent sind GLS Bank und Triodos Bank, sie veröffentlichen auf ihrer Internetseite konkret, an welche Solarfirma oder an welchen Biohof Kredite vergeben wurden.
Inwiefern eine Geldanlage als nachhaltig, ökologisch, ethisch oder sozial anzusehen ist, darf freilich diskutiert werden und lässt unterschiedliche Bewertungen zu. Deshalb sollte man, wenn man eine solche Anlage tätigen möchte, vom Gesamtkonzept der Bank und dessen Umsetzung überzeugt sein. Wer sein Geld zu einer Umwelt- oder Ethikbank bringt, weiß, dass er vermutlich keine Spitzenrenditen erreichen kann, jedoch dass sein Geld verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Es gibt vier wichtige Institute in Deutschland, die in ihrem Geschäft so ausgerichtet sind. Dies sind die GLS Bank in Bochum, die UmweltBank in Nürnberg, die Triodos Bank in Frankfurt und die Ethikbank in Eisenberg mit ihren jeweiligen Schwerpunkten:
Bei der 1974 gegründeten GLS Bank stehen neben Umweltaspekten gleichermaßen Soziales, Kultur, Bildung und Gesundheit im Mittelpunkt. GLS steht für "Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken". Die Bank verfügt über einen Direktvertrieb und Filialen an sieben Standorten. Als Genossenschaftsbank gibt sie Genossenschaftsanteile à EUR 100,00 je Anteil heraus. Bankkunden können so Mitglieder ihrer Bank werden und Einfluss auf den Geschäftsbetrieb nehmen, insbesondere bei der jährlichen Hauptversammlung. Unabhängig von den Genossenschaftsanteilen und unabhängig vom gewählten Produkt ist der sogenannte GLS Beitrag zu entrichten. Dieser monatliche Beitrag steht dafür, dass die Bank ihre Arbeit trotz der Herausforderungen durch entfallene Einnahmequellen so wie bisher weitermachen kann. Die verschiedensten Anlageformen und auch Girokonten werden angeboten.
Die UmweltBank widmet sich ausschließlich Umweltthemen. Knapp die Hälfte ihrer Kreditgelder fließt in Solarenergie, gefolgt von ökologischen Baumaßnahmen. Sie versteht sich als beratende Direktbank. Auf den Anlagekonten zahlt sie vergleichsweise gute Zinsen. Die Nürnberger beraten und vertreiben außerdem direkte Beteiligungen wie beispielsweise an Windparks. Für jeden neuen Kunden spenden sie EUR 5,00 zur Aufforstung des Regenwaldes in einer bestimmten Weltregion.
Triodos Bank ist eine europäisch aufgestellte Direktbank. Sie wurde 1980 im niederländischen Zeist gegründet und unterhält weitere Niederlassungen in Belgien, Großbritannien und Spanien. Der Bankbetrieb in Deutschland wurde im Dezember 2009 aufgenommen. Triodos Bank strebt ein gesundes Gleichgewicht zwischen Mensch, Umwelt und Wirtschaft an. Für Privatkunden bietet die Bank Girokonto, Tagesgeld, Sparplan und mit einem Kooperationspartner eine separat erhältliche Kreditkarte an. Spareinlagen, die sie von Kunden annimmt, verleiht sie zweckgebunden an Unternehmen und Institutionen sowie in Form von Mikrokrediten in Entwicklungsländern.
Die mit Abstand kleinste unter den vieren ist die EthikBank. Sie wurde 2002 von der Volksbank Eisenberg in Thüringen gegründet und ist ebenfalls eine Direktbank. Sie bietet ihre Dienste in Deutschland und Österreich an. Die Zinskonten wurden im Laufe der Zeit um Girokonten, Ökokredit und Ökobaukredit ergänzt. Bei den Zinskonten erhebt die EthikBank eine Kontoführungsgebühr und zahlt zurzeit keine Zinsen. Aus Kundenspenden und eigenen Mitteln fördert sie je ein Frauen-, Ethik- und Umweltprojekt.
Daneben gibt es die kirchlichen Banken, sie stehen für einen ethischen Anspruch. So setzt das Geldinstitut des Steyler Missionsordens, die Steyler Bank, Gelder zur Entwicklungshilfe ein. Weitere kirchliche Anbieter sind Evangelische Bank, KD-Bank, Pax-Bank und LIGA Bank. Ein besonderes Geschäftsmodell hat auch die ProCredit-Bankengruppe. Die Holding hat ihren Sitz in Deutschland, die weiteren Banken der Gruppe haben ihn in einem Entwicklungs- oder Schwellenland, finanzieren dort Klein- und Kleinstunternehmen, wollen dadurch Geld verdienen, aber auch für ein sozial verantwortliches Banking beitragen. Wer den Bankwechsel scheut, kann sich auch bei den herkömmlichen Banken, Sparkassen oder Volksbanken umschauen. Auch sie haben einzelne Produkte, meist Umweltfonds oder Ökokredite, im Sortiment.