Trade Republic versus justTrade – Traden ohne Orderprovision

Mit Trade Republic und justTrade haben wir hierzulande Online-Broker der neuen Generation, wo man sehr günstig handeln kann. Eines lässt sich vorwegnehmen: Preislich taugen beide bei relativ kleinen Ordervolumen, denn dabei wirkt sich die versteckte Kostenkomponente durch die Spreads weniger aus.

Preismodelle wie bei Trade Republic und justTrade liegen im Trend. In den USA kündigte das Schwergewicht Charles Schwab im Oktober 2019 an, zukünftig auf die Orderprovision im Handel mit US-Aktien, ETFs und Optionsscheinen zu verzichten. Innerhalb weniger Tage zogen sämtliche großen US-Broker wie TD Ameritrade, E-Trade und Fidelity gezwungenermaßen nach. Ein brutaler Wettbewerb, um mehr Kunden anzulocken oder zumindest halten zu können. Verdienen müssen die Broker an anderer Stelle, etwa an Provisionen aus dem Bestand von gemanagtem Fondsvolumen, Wertpapierkrediten, dem Verleihen von Wertpapieren oder dem Vertrieb provisionsträchtigerer Produkte. Losgetreten hat diese Entwicklung Robinhood, Ende 2014 der Erste, der kostenlosen Aktienhandel per App anbot. Robinhood hat die etablierten Unternehmen zum Umdenken bewegt.

Auf dem alten Kontinent sind durch die Neugründungen auch die einstigen Angreifer aus den 90er Jahren unter Druck geraten. Nach dem Boom der Online-Broker wackelt ihr Geschäftsmodell nun selbst. Allerdings ist der Abwärtswettlauf noch nicht so hart wie in den USA. flatex will die Niederlande und weitere europäische Märkte mit der Gebührenfreiheit erobern, während in Deutschland und Österreich das bisherige Preissystem aufrechterhalten wird. Der niederländische Online-Broker DEGIRO und die britische Smartphonebank Revolut machen ihr Angebot über Ländergrenzen hinweg. Das hat für die Anleger aus Deutschland den Nachteil, dass die Kapitalertragsteuer nicht automatisch abgeführt und ein Freistellungsauftrag nicht berücksichtigt werden kann. Unter Umständen fällt zudem Quellensteuer am Unternehmenssitz an. In der Summe führt dies zu einem deutlichen Mehraufwand mit der Steuererklärung. Sowohl das Führen der Depots als auch das Abwickeln der Wertpapiertransaktionen übernimmt im Hintergrund der in den USA ansässige Dienstleister DriveWealth.

Trade Republic und justTrade haben ihren Sitz in Deutschland und sind für den gewöhnlichen Anleger wesentlich besser geeignet. Weil wir im eigentlichen Brokerage-Vergleich die Konditionen im Xetra-Handel gegenüberstellen, über Trade Republic und justTrade dort aber gar nicht gehandelt werden kann, schauen wir uns die beiden Angebote deshalb an dieser Stelle nachfolgend genauer an.

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Depot und Konto

Trade Republic besaß anfangs nur eine deutsche Lizenz als Wertpapierhandelsbank. Lizenzen für das Eigengeschäft und für den Eigenhandel kamen später hinzu und im Dezember 2023 die Vollbanklizenz, mit der sich zahlreiche Möglichkeiten ergeben, das Geschäftsmodell zu diversifizieren und zu erweitern. Die ersten Depots hat Trade Republic im Februar 2019 eröffnet. Seit Juni 2024 führt Trade Republic die Wertpapierabwicklung über die eigenen Systeme selbst durch, nicht mehr über HSBC Deutschland. Die Konto- und Depotführung ist ohne Bedingungen gebührenfrei.

Im Januar 2023 führte Trade Republic eine Verzinsung für das nicht in Wertpapiere angelegte Guthaben ein. Die Verzinsung beträgt – sofern sie im Profil bei den Einstellungen aktiviert ist - derzeit 3,50% auf Guthabenteile bis EUR 50.000. Das gesamte nicht investierte Geldguthaben, also auch über die EUR 50.000 hinaus, wird erst ab dem Zeitpunkt verzinst, zu dem der Kunde die neue Trade-Republic-IBAN, die in Vorbereitung für die Girokonto-Funktion kommen soll, erhalten und innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt aktiviert und den neuen Geschäftsbedingungen zugestimmt hat. Die Zinsen werden monatlich anteilig gutgeschrieben. Der Charme an der Sache bei Trade Republic ist, dass diejenigen, die in Wertpapiere investieren, so auch in der Zeit eine ansprechende Verzinsung bekommen, in der sie auf günstige Einstiegskurse warten. Sie erhalten die Verzinsung direkt auf ihre Liquidität, die sie für den Wertpapierhandel vorhalten, ohne umbuchen zu müssen.

Das Zinskonstrukt bei Trade Republic ist ungewöhnlich und kompliziert. In der neuen Konstruktion sollen die Einlagen bei bis zu zwei der Partnerbanken liegen können, und bei "höheren Beträgen" eine automatische Anlage in Geldmarktfonds erfolgen. Wie sich das Geld auf die Banken bzw. Fonds verteilt, kann der Kunde nicht beeinflussen, nur tagesaktuell in der App einsehen. Ab welchen Beträgen die Gelder in Geldmarktfonds fließen, also wie die höheren Beträge definiert sind, legt Trade Republic individuell fest. In einer Erläuterung heißt es: "Die am Geldmarkt diversifizierten Geldern werden direkt auf deinen Namen auf einem separaten Depotkonto gehalten."

Gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen kann Trade Republic die Höhe der Verzinsung nach billigem Ermessen jederzeit ändern. Momentan beträgt sie 3,50% für Guthabenteile bis EUR 50.000. Das gesamte nicht investierte Geldguthaben, also auch über die EUR 50.000 hinaus, wird erst ab dem Zeitpunkt verzinst, zu dem der Kunde die neue Trade-Republic-IBAN, die in Vorbereitung für die Girokonto-Funktion kommen soll, erhalten und innerhalb von 30 Tagen nach Erhalt aktiviert und den neuen Geschäftsbedingungen zugestimmt hat.

Die Einlagen bei den Partnerbanken liegen nicht auf einem Konto, das auf den Namen der Kunden lautet. Stattdessen unterhält Trade Republic Treuhandsammelkonten. Die Kunden zahlen über die ihnen zugeteilte individuelle IBAN ein, die Salden der einzelnen Kunden werden von Trade Republic buchhalterisch ermittelt und ausgewiesen. Trade Republic lässt die Treuhandsammelkonten derzeit von Deutsche Bank und J.P. Morgan in Deutschland und HSBC Continental Europe in Irland führen. Der Geschäftspartner für die Partnerbank ist Trade Republic, nicht der einzelne Kunde. Die Aufteilung der Kunden zu den Partnerbanken nimmt Trade Republic vor. Das Kontoguthaben ist bei der jeweiligen Bank durch eine gesetzliche Entschädigungseinrichtung nach EU-Recht geschützt, bei Deutsche Bank und J.P. Morgan durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken und bei der irischen HSBC Continental Europe durch die französische Einlagensicherung. Die Formulierungen von Trade Republic lassen stets darauf schließen, dass die Einlagen auf den Konten bei den Partnerbanken betraglich trotz der Sammelkonto-Konstruktion bis EUR 100.000 je Trade-Republic-Kunde gesichert seien. Die Rechtsposition der Kunden ist jedoch mit der Unsicherheit behaftet, dass letztlich doch nur insgesamt EUR 100.000 greifen könnten. Die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken bestätigte uns auf unsere Anfrage auch nur im Grundsatz (nicht konkret zu Trade Republic), dass ihre Sicherung bei Treuhandkonten in der Sicherungshöhe auf den einzelnen Einleger abstellt, jedoch müsse die konkrete Ausgestaltung des Treuhandsammelkontos ihren Vorgaben entsprechen und sowohl der Treuhandcharakter als auch die einzelnen Einleger eindeutig bezeichnet sein. Ob das bei Trade Republic so ausgestaltet ist, lässt sich für Außenstehende nicht beurteilen.

justTrade ist ein Angebot der JT Technologies GmbH aus Frankfurt. justTrade verlautbarte zwar, im Oktober 2019 gestartet zu sein, es schloss sich jedoch noch eine lange Beta-Phase mit wenigen Nutzern an. Erst seit Ende Mai 2020 muss man sich nicht mehr in eine Warteliste eintragen, sondern kann direkt die Antragsstrecke durchlaufen, der Weg ist komplett digital und bis zum freigeschalteten Depot werden laut den Angaben nur ca. zehn Minuten benötigt. Bei justTrade werden Depot und Depot-Verrechnungskonto gebührenfrei bei der Sutor Bank in Hamburg geführt. Jeder Kunde hat sein eigenes Konto. Die Liquidität auf dem Depot-Verrechnungskonto bei der Sutor Bank ist bis EUR 100.000 je Einleger über die gesetzliche Einlagenabsicherung geschützt, zudem ist sie freiwilliges Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken. Zu vielen Basisfunktionen heißt es weiterhin "comming soon". Abgeltungssteuer wird abgeführt und seit Dezember 2020 ist auch das Einrichten eines Freistellungsauftrags bei justTrade möglich.

Klassische Wertpapiere

Bei Trade Republic fällt für ausgeführte Orders lediglich EUR 1,00 Fremdkostenpauschale als direkte Gebühr an, das Volumen der Order ist dabei irrelevant. EUR 1,00 ist deutlich günstiger als die Preise der etablierten Online-Broker, die neben den fremden Spesen vor allem eine eigene Orderprovision in Rechnung stellen. Da kommt schnell das Zehnfache oder mehr zusammen. Rund 8.000 Einzelaktien sind handelbar, dies umfasst nahezu alle Titel aus dem deutschen Markt sowie eine breite Auswahl aus Europa, Nordamerika und Asien.
An ETFs sind 2.487 handelbar und ebenso als Sparplan verfügbar. Anfangs war das Angebot auf iShares-ETFs beschränkt, mittlerweile ist Trade Republic was den Umfang angeht auf einem extrem hohen Level, nahezu alle relevanten Emittenten sind verfügbar. Vorteilhaft ist Trade Republic auch wenn man Aktien per Sparplan kaufen möchte, Trade Republic hat hier mit rund 2.500 deutschen und internationalen Einzelaktien ein sehr umfassendstes Angebot.
Um den Anleihe-Handel ist im September 2023 erweitert worden, allerdings besteht lediglich eine Auswahl an 500 Staats- und Unternehmensanleihen. Die Einschränkung wird von Trade Republic aber als vorteilhaft dargestellt, denn der Anleihemarkt sei unübersichtlich und es würde schwer fallen, die liquiden Produkte zu finden.
Bei den Sparplänen in Aktien, ETFs und Anleihen sind bei Trade Republic überhaupt keine direkten Gebühren zu zahlen, die Fremdkostenpauschale fällt hierbei nämlich nicht an. Die Mindestsparrate ist EUR 1,00. Das Ausführungsintervall kann wöchentlich, 14-tägig, oder alle ein oder drei Monate sein; wahlweise zum 2., 9., 16. oder 23. eines Monats. Aktiv gemanagte Fonds fehlen gänzlich im Sortiment. Aktien, ETFs und Anleihen können ausschließlich über den Finanzdienstleister Lang & Schwarz bzw. dessen Plattform LS Exchange gehandelt werden. Normaler Börsenhandel auf Xetra Frankfurt oder an Regional- oder Auslandsbörsen ist nicht möglich.

Bei justTrade ist die Orderausführung seit Juni 2023 auch nicht mehr ganz ohne direkte Kosten, denn justTrade führte eine Fremdkostenpauschale von EUR 1,00 pro Transaktion zu den verfügbaren Börsen/Handelsplätzen ein. Gegenüber Trade Republic besteht hier preislich kein Vorteil mehr. Auf der anderen Seite entfiel das bis dahin bei Kauforders zu berücksichtigende Mindestordervolumen von EUR 500,00, sodass ab einem Stück Aktien und ETFs erworben werden können. justTrade gibt die Zahl der handelbaren Aktien mit 7.300 an und die der ETFs/ETCs für die Einmalanlage mit 1.500. Bei den ETFs/ETCs handelt es sich um solche von Amundi, Global X, iShares, Lyxor, UBS, VanEck, Vanguard, WisdomTree und Xtrackers. Um Wertpapiersparpläne ist erst im Januar 2022 erweitert worden, mit 144 sparplanfähigen ETFs verschiedener Anbieter ist das Angebot dort noch klein. Zudem sparplanfähig sind 15 ETCs zum Vermögensaufbau mit Rohstoffen, 35 Krypto-ETPs und 54 Zertifikate auf wikifolios-Portfolios. Für die Sparplanausführung erhebt justTrade überhaupt keine direkten Gebühren. Die Ausführung der Sparpläne erfolgt über Quotrix, außer auf die Zertifikate auf wikifolios-Portfolios, die über Lang & Schwarz ausgeführt werden. Mit Tradegate Exchange, der Lang & Schwarz und Quotrix bietet justTrade gleich drei Handelsplätze, über die Aktien und ETFs gehandelt werden können. Anleihen und aktiv gemanagte Fonds fehlen noch im Sortiment.

Kryptowährungen

Handelbare Kryptowaehrungen bei Trade Republic und justTrade

Bei Trade Republic sind 7 verschiedene Kryptowährungen verfügbar, bei justTrade gleich 20.

Das Investieren in Kryptowährungen decken beide ab. Die Kryptowerte werden dabei jeweils in einer Sammelwallet kostenfrei verwahrt, für Trade Republic übernimmt das die BitGo Deutschland GmbH, die Berliner Tochter eines Krypto-Verwahrers aus Kalifornien. Für justTrade verwahrt das Bankhaus von der Heydt aus München. Die Wallets sind versichert und die Bestände werden getrennt von den Vermögenswerten des verwahrenden Unternehmens geführt. Ein- oder Ausliefern von Kryptowerten an eine bzw. aus einer eigenen Wallet ist in dieser speziellen Lösung für das Investieren nicht vorgesehen. Als Zahlungsmittel sind sie somit nicht nutzbar. Der Wert wird zusammen mit den anderen Positionen in der normalen Depotübersicht angezeigt.

justTrade hat im Oktober 2020 als erster deutscher Online-Broker das innovative Angebot auf den Markt gebracht, von demselben Geldkonto heraus sowohl mit Wertpapieren als auch Kryptowährungen handeln zu können. Auch heute noch ist justTrade hier bestens positioniert. Kauf und Verkauf sind ohne Orderentgelt. Es besteht als Kostenfaktor ausschließlich ein Spread zwischen den vom Handelspartner gestellten Kursen. Der Spread ist mit mindestens 0,30% angegeben, bei Kauf und Verkauf ist er jeweils hälftig zu tragen. Der Kauf von Kryptowerten ist bei justTrade ab EUR 50,00 möglich, maximal darf das Volumen einer Order EUR 25.000 betragen.

Trade Republic führte den Handel mit Kryptowährungen erst im April 2021 ein. Zunächst waren vier Kryptowährungen verfügbar, im November 2021 wurde auf sieben aufgestockt. Es fällt die Fremdkostenpauschale von EUR 1,00 für das Ausführen einer Transaktion an. Trade Republic spricht von kontrollierten Spreads, macht zu deren Höhe auf der Website jedoch keine Angaben. Beim Volumen einer Order kann der Anleger frei entscheiden.

Derivate

Bei Trade Republic und justTrade sind auch Derivate über Kooperationspartner handelbar, dies heben sie stark hervor, weil sie damit durch die Rückvergütungen einfach mehr verdienen können. Auch die anderen neuen Broker wissen, dass sich hier hervorragend Geld verdienen lässt. Derivate (Optionsscheine, Turbo- oder sonstige Zertifikate) sind jedoch eine überaus riskante Anlageklasse, dem gewöhnlichen Anleger ist vom Erwerb definitiv abzuraten. Ein solches Produktangebot passt unserer Ansicht nach nicht zur Zielgruppe von Trade Republic und justTrade - überwiegend jüngere Anleger mit womöglich wenig Börsenerfahrung - und verleitet zu Fehlinvestitionen.

Kurse

Die Neuen setzen stärker als andere Online-Broker auf die Einnahmequelle durch Rückvergütungen der Handelspartner. Sie schließen exklusive Vereinbarungen, wodurch mehr Geld aus den Transaktionen der Kunden an sie zurückfließt. Trade Republic lenkt den Handel in Aktien exklusiv über LS Exchange. Auch die ETFs werden über die LS Exchange gehandelt; dort wären eigentlich noch mehr ETFs handelbar, den Kunden von Trade Republic steht nur das auf die ETF-Partner eingeschränkte Angebot zur Verfügung. Die LS Exchange ist reguliert, weil das Handelssegment im Rechtsrahmen der Börse Hamburg eingebunden ist. Eine Börse im herkömmlichen Sinn ist LS Exchange aber nicht, da die Kurse nicht durch Angebot und Nachfrage marktgerecht gebildet werden, sondern Lang & Schwarz als Market-Maker Quotes stellt. Als Market-Maker kann Lang & Schwarz passende Kauf- und Verkaufsaufträge zusammenführen oder sein Selbsteintrittsrecht nutzen. Der Spread an der LS Exchange, also der Unterschied zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs, sei an den Referenzmarkt Xetra Frankfurt gebunden, soweit dort handelbar, heißt es auf der Homepage von Trade Republic. Einen gleichguten Kurs wie auf Xetra zu bekommen, was aus solchen Formulierungen teilweise abgeleitet wird, ist ein Missverständnis. Inwiefern eine Bindung besteht, wird nirgends konkretisiert. Xetra ist generell für deutsche Aktien und ETFs der Referenzmarkt, weil dort unstrittig die meisten Umsätze stattfinden. Im Regelwerk der LS Exchange stehen keine maximalen Spreads zum Referenzmarkt. Die Quotes des Market-Makers sind nur bei erheblichen und offenkundigen Abweichungen von der Handelsüberwachungsstelle der jeweiligen Börse als Misstrade einzustufen. Während der Handelszeiten von Xetra, von 9:00 bis 17:30 Uhr, ist jedenfalls eine Referenz gegeben. Die LS Exchange hat Handelszeiten von 7:30 bis 23:00 Uhr. Lukrativ für Handelsplätze wie LS Exchange ist, wenn der Kunde besonders früh oder spät handelt - wenn der Referenzmarkt nicht geöffnet ist. Und generell sind Wertpapiere mit breiten Spreads und stark schwankende Kurse lukrativ. Auf diesem Weg muss so viel verdient werden, dass es den Market-Maker und den Handelsplatz ernährt und die Rückvergütungen ermöglicht. Wenn man sich als Kunde aber nicht den optimalen Handelsplatz aussuchen kann und das Handelsvolumen auf dem verfügbaren gering ist, kann sich die Ersparnis bei den direkten Gebühren durch die teils hohen Spreads schnell ins Gegenteil verkehren. Anzuraten ist deshalb, jeden Auftrag mit einem Limit zu versehen, dies ist bei Trade Republic ohne Aufpreis möglich. Eingeben bei einer Order lässt sich das Limit, wenn man die gestellten Quotes für Geld und Brief antippt. Um einen günstigen Spread bei den ETF-Sparplänen zu erwischen, ist auch der Ausführungszeitpunkt relevant, gemäß Auskunft von Trade Republic werden die Sparpläne der Kunden flexibel im Tagesverlauf ausgeführt, aber immer innerhalb der Xetra-Handelszeiten.

justTrade stellt wie bereits erwähnt drei Handelsplätze zur Verfügung. Mit der LS Exchange haben wir uns oben gerade beschäftigt. Quotrix hängt rechtlich an der Börse Düsseldorf, die Handelszeiten sind ebenfalls von 7:30 bis 23:00 Uhr. Das Anbinden von Tradegate erfolgte im April 2021 und ist eines der stärksten Argumente für justTrade, denn damit ist justTrade der einzige Online-Broker in Deutschland, der Tradegate dauerhaft mit EUR 0,00 Orderentgelt anbietet. Tradegate ist auf Privatanleger spezialisiert und zählt mit Xetra Frankfurt zu den umsatzstärksten deutschen Börsenplätzen, was die Umsätze betrifft, ist das eine andere Liga als die elektronischen Handelsplätze, mit denen Neobroker ansonsten kooperieren. Im Februar 2022 wurde die Limit-Funktion zu Tradegate nachgereicht. Zuvor waren bei justTrade über Tradegate nur Orders per Quote-Request verfügbar. Die Möglichkeit, eine Order mit Limit zu erteilen, werde in Kürze nachziehen, hieß es bei Aufnahme des Tradegate-Handels im April 2021. Die Quotes der an justTrade angebundenen Handelsplätze werden für ein bestimmtes Wertpapier und die angegebene Stückzahl gleichzeitig angefragt. Zu den gestellten Quotes ist der jeweilige Handelspartner bereit, die Order auszuführen. An dem Kurs hält der Handelspartner etwa fünf Sekunden Zeit fest, der Anleger kann sich in dieser Zeit dazu entscheiden, den Kurs zu akzeptieren. Dadurch, dass die Quotes gleichzeitig angefragt werden, stehen die drei Handelsplätze bei der Orderaufgabe praktisch im Wettbewerb. Das Setzen von Limits, wodurch man automatisiert auch auf eine spätere Kursentwicklung reagieren kann, ist jedoch ein Standard, der für den Anleger sinnvoll ist, kursgünstiger sein kann. Jetzt ist er jedenfalls verfügbar, ohne Aufpreis. Zu LS Exchange und Quotrix war die Limit-Funktion ebenfalls nicht direkt von Anfang an verfügbar, sie wurde im Juli 2020 nachgereicht.

Extrakosten

Teilweise sind die Gebühren für Sonderleistungen ein wenig erhöht, etwa für den Versand einer Einladung zur Hauptversammlung (EUR 25,00 Trade Republic, EUR 15,00 justTrade). Zu verschmerzen sind die Entgelte für den Handel von Bezugsrechten (EUR 2,00 in der Summe bei Trade Republic, gebührenfrei bei justTrade) und für das Eintragen von Namensaktien (EUR 2,00 Trade Republic, EUR 1,00 justTrade). Im Preisverzeichnis von Trade Republic gibt es eine allgemeine Fußnote, die in Sonderfällen erlaubt, weitere Kosten zu berechnen. In der Praxis ist das aber selten relevant, mit dieser Formulierung würden Sonderfälle abgedeckt, so Trade Republic. Auf Dividendenzahlungen erheben beide keine Gebühr.

Eingehende Wertpapierüberträge sind übrigens bei justTrade nicht möglich. justTrade findet sie komplex und kostenintensiv, sodass sie sich entschieden haben, dies bis auf Weiteres nicht zu ermöglichen. Die Argumentation ist nicht ganz schlüssig, zumal andere Online-Broker an Bestandsvolumen stark interessiert sind. Bei Trade Republic sind eingehende Überträge erst seit Dezember 2019 offiziell möglich, wichtig ist vorher zu prüfen, ob die Wertpapiere bei Trade Republic auch handelbar sind, das lässt sich über die Wertpapiersuche herausfinden. Ausgehende Wertpapierüberträge sind hingegen für beide kein Problem. Einige Kunden von Trade Republic wunderten sich dabei allerdings über weiterbelastete Fremdspesen; diese fallen immer dann an, wenn die Wertpapiere über HSBC nicht bei Clearstream in Deutschland, sondern im Ausland gelagert waren. Falls Wertpapiere nicht in Deutschland gelagert werden, weist Trade Republic den Kunden darauf in der Wertpapierabrechnung sowie im Depotauszug hin.

Bruchteilhandel bei Trade Republic

Den Bruchteilhandel mit echten Aktien, ETFs und Anleihen bei Trade Republic ist eine Innovation; sie sind die ersten in Deutschland, die es anbieten. Trade Republic bezeichnet es als "Fractional Trading" und setzt es zudem selbst um, nimmt den Handel der Bruchteile in die eigenen Bücher. Trade Republic ist mit den von der BaFin bewilligten Lizenzen berechtigt, statt die Orders nur weiterzuleiten, selbst Wertpapiere zu kaufen und sie an die Kunden weiterzukaufen. Sie können etwa gegebenenfalls aus Kundenorders verbliebene Bruchteile behalten und für weitere Kundengeschäfte verwenden. In dem kleinen Umfang agieren sie praktisch selbst schon als Market-Maker. Die Bruchteile werden laut Trade Republic zum gleichen Kurs und mit den gleichen Spreads abgerechnet wie die ganzen Aktien, Anleihen bzw. Anteile von ETFs.

Der Anlegernutzen ist, sowohl per Sparplan als auch per Einmalanlage echte Bruchteile erwerben zu können. Zum einen lässt sich so auch bei kleinem Ordervolumen in Aktien investieren, die mit hohem Kurs pro Stück notieren. Zum anderen soll es die Orderaufgabe vereinfachen, denn normalerweise möchte man als Anleger für einen bestimmten Betrag kaufen und muss dann rechnen, welcher vollen Stückzahl das entspricht. Und im Gegensatz zu Derivaten - die bei anderen Online-Brokern die Bruchteile beim Erwerb per Sparplan abbilden - besteht bei echten Bruchteilen ein Anspruch auf Dividende und sie zählen als Sondervermögen (kein Emittentenrisiko aufgrund Derivate). Bei Einmalanlagen sind bei anderen Online-Brokern normalerweise nur ganze Stücke bzw. Anteile handelbar. Allerdings ist Fractional Trading bei Trade Republic auch nur bei "Market-Orders" verfügbar. Das ist weniger schön, denn so lässt sich nur zum nächstbesten Kurs kaufen oder verkaufen. Ein Limit setzen, was beim Handel über Market-Maker bzw. alternativen Handelsplätzen anzuraten ist, wird hier von Trade Republic nicht unterstützt.

Debitkarte bei Trade Republic

Bei Trade Republic ist für Depotkunden eine Debit-Visa-Card erhältlich, deren Umsätze direkt dem nicht in Wertpapiere angelegten Guthaben belastet werden. Die Karte gibt es in drei Varianten: eine kostenlose virtuelle Karte, ausschließlich zum Bezahlen im Internet und zum Hinterlegen in Apple Pay oder Google Pay, eine Classic-Karte aus Plastik für eine einmalige Ausgabegebühr von EUR 5,00 und die so benannte "Mirror-Karte", eine Metallkarte mit spiegelnder Oberfläche für EUR 50,00 Ausgabegebühr. Während der Kartenlaufzeit sind sie beitragsfrei, nur bei Bestellung einer Ersatz- oder Folgekarte fällt wieder die Ausgabegebühr an. Der einzige Unterschied zwischen den Kartenvarianten liegt in ihrer physischen Beschaffenheit – virtuell, Plastik oder Metall. Alle anderen Produktmerkmale und Vorteile sind identisch.

Mit der Karte ist auf jeden Einkaufsumsatz 1,00% des Kaufbetrags als Cashback zu bekommen. Das ist zwei- bis dreimal so hoch wie bei den besten Cashbackraten anderer deutscher Kreditkarten. Zudem ist das Geldabheben an Geldautomaten weltweit seitens Trade Republic gebührenfrei, mit Ausnahme von Abhebungen unter EUR 100,00, für die jeweils ein Entgelt von EUR 1,00 erhoben wird. Und es fallen kein Auslandsentgelt und keine Aufschläge auf die verwendeten Visa-Wechselkurse an. Damit eignet sich die Karte auch gut zur Bargeldversorgung und auf Reisen.

Der Cashback ist nicht als Kontoguthaben frei verfügbar, sondern er fließt im Folgemonat als Teil-Sparbeitrag in einen frei wählbaren Aktien- oder ETF-Sparplan. Das stellt zunächst mal keine große Hürde dar, denn Sparpläne werden bei Trade Republic ohne direkte Gebühren ausgeführt. Es gibt weitere Einschränkungen beim Cashback. Und zwar ist der maximal mögliche Cashback auf EUR 15,00 pro Monat begrenzt. Auf das Jahr gesehen sind somit EUR 180,00 erzielbar, wobei durch die monatliche Deckelung die ab und an anfallenden größeren Ausgaben wie Reisebuchungen eventuell nicht vollständig Berücksichtigung finden. Auf Kartenzahlungen über PayPal, Bargeldabhebungen, bargeldähnliche Transaktionen, Überweisungen, Kontenaufladungen, Glücksspiel-Transaktionen und Wertpapiertransaktionen gibt es kein Cashback. Um den angesammelten Cashback nutzen zu können, muss das "Saveback"-Programm aktiviert sein und ein Wertpapiersparplan über mindestens EUR 50,00 pro Kalendermonat bestehen. Die EUR 50,00 können sich über mehrere Sparpläne verteilen. Es werden Sparpläne mit wöchentlichen, zweiwöchentlichen und monatlichen Intervallen berücksichtigt, vierteljährliche Sparpläne jedoch nicht.

Kundenzufriedenheit könnte beim Wachstumskurs von Trade Republic auf der Strecke bleiben

Trade Republic hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum hingelegt. Doch dieses brachte auch negative Begleiterscheinungen mit sich. Die teilweise unklaren, weil stark auf Marketing ausgerichteten Informationen, mit denen Trade Republic sein Angebot und Produkteinführungen beschreibt, und der teilweise rigide Umgang mit Kunden, die nicht so wollen wie das Unternehmen, führen zu Verärgerung. Im Juni 2024 häuften sich die Kundenbeschwerden als Dividenden nicht rechtzeitig ausgeschüttet oder Steuern falsch berechnet wurden. Besonders kritisch wurde wahrgenommen, dass Trade Republic nicht zeitnah auf diese Beschwerden reagierte. Parallel dazu wurde bekannt, dass Trade Republic ausgerechnet in dieser angespannten Phase den Kundenservice, der bisher in der Trade Republic Service GmbH angesiedelt war, an externe Dienstleister ausgelagert hat. Trade Republic erklärte, der Schritt sei seit einigen Monaten vorbereitet worden und solle die Servicequalität verbessern. In der Regel gehen solche Maßnahmen jedoch ganz im Gegenteil eher zulasten der Qualität. Vielleicht lassen sich die Kapazitäten so wenigstens schnell skalieren. Da Trade Republic keine Telefon-Hotline anbietet, können sich Kunden ausschließlich per E-Mail oder In-App-Chat an das Unternehmen wenden. Teils werden Anfragen jedoch nicht oder nur unzureichend beantwortet, nicht selten erhält man eine Antwort des Chatbots, die nicht wirklich zum Anliegen passt. In der Branche der Neobroker sind dies aber keine Einzelfälle, denn Kundensupport ist ein Kostenfaktor.

Hohe Marge für Devisenkonvertierung bei justTrade

Sowohl justTrade als auch Trade Republic bieten ausschließlich Handelsplätze in der Währung Euro an, zahlreiche ausländische Wertpapiere lassen sich darüber aber dennoch erwerben. Titel, die an ihrer Heimatbörse in Fremdwährung notiert sind, führen bei Kapitalmaßnahmen und Dividendenzahlungen zwangsläufig zu Devisenkonvertierungen durch die Brokerage-Anbieter, denn das Depot-Verrechnungskonto des Anlegers ist in Euro geführt. Im Preis- und Leistungsverzeichnis von justTrade steht eine Fußnote, die besagt, dass justTrade für die Devisenkonvertierung den Devisengeld- bzw. Devisenbriefkurs aus dem Interbankenhandel verwendet zuzüglich einer Marge von 0,40% - was etwas viel ist. Bei einem EUR/USD-Kurs von 1,110 wären dies in Währungseinheiten 0,00444 USD.

Bei Trade Republic ist die Marge der Devisenkonvertierung abhängig von der jeweiligen Fremdwährung, die Übersicht dazu steht unter www.traderepublic.com/devisenkonvertierung. Die Marge ist in Währungseinheiten angegeben, für US-Dollar ist die Marge beispielsweise 0,0014 USD.

Handhabung

Der Wertpapierhandel bei Trade Republic liegt der Fokus auf der bereitgestellten Smartphone-App (iOS und Android). Sehr lange konnte man Trade Republic nur darüber nutzen, seit September 2021 besteht auch über eine Browserversion Zugang zum Depot. Die Depot- und Wertpapierdarstellung ist in beiden Versionen auf das Wesentliche reduziert, dadurch aber auch übersichtlich und funktional. Einige Anleger, die von den klassischen Online-Brokern kommen, dürften einige Funktionen, Statistiken und Detailinformationen zu Wertpapieren vermissen. Informationen zu Wertpapieren könnte man sich gegebenenfalls noch von einer anderen Internetseite holen. Manchmal ist es aufwendiger: So monierte ein Anleger bei Google Play, er hatte in mehreren Tranchen gekauft, dass der gewichtete Anschaffungskurs nicht angezeigt werde und er sich mit Excel selbst behelfen muss.

justTrade ist sowohl mittels der App für iOS und Android als auch mittels Browser nutzbar. Der Kundensupport ist ausschließlich per E-Mail zu kontaktieren. Zu abgehenden Überweisungen auf das Referenzkonto ist ein Überweisungslimit von EUR 10.000 pro Tag voreingestellt. Das Überweisungslimit kann der Kunde mittels Formular beliebig erhöhen oder verringern, das als PDF downloadbare Formular soll eingescannt per E-Mail übermittelt werden. Alle Orderabrechnungen eines Tages landen bei justTrade zusammengefügt in einem einzigen PDF, das ist sonst nicht üblich und manche Anleger finden es unübersichtlich. Bei jeder Verkaufsorder führt justTrade wie generell üblich eine Verlustoptimierung durch, das bedeutet bevor Steuern auf einen Gewinn abgeführt werden, prüft justTrade die Verrechnungsmöglichkeit gegen möglicherweise vorhandene Verlusttöpfe. Zusätzlich wird einmal im Monat eine Optimierung durchgeführt und bereits angefallene Steuern gegen gegebenenfalls später entstandene Verluste verrechnet. Eine solche Optimierung führen die meisten Online-Broker nur einmal jährlich im Zusammenhang mit dem Erstellen der Jahressteuerbescheinigung durch.

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    Trade Republic
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    4. mittlerweile auch Anleihehandel mit einer Auswahl an Anleihen möglich
    5. echte Bruchteile von Aktien, Anleihen und ETFs (keine Derivate) erwerbbar, Bruchteilhandel auch bei Einmalanlagen
    6. mittlerweile auch eingehende Depotüberträge möglich
    7. mittlerweile auch über den Browser mit PC, Laptop oder Tablet nutzbar
    8. mittlerweile eigene Wertpapierabwicklung
    9. Cashback über die Debitkarte, zur Investition in einen Wertpapiersparplan
    10. hohe Guthabenverzinsung von vorgehaltener Liquidität
    11. betreffend der Guthabenverzinsung ist die Rechtsposition bei der Einlagensicherung auf den Treuhandsammelkonten und das Investment in die Geldmarktfonds nicht vollständig klar
    12. die Umsätze zu den Wertpapieren, der Zinsanlage und der Debitkarte werden vermengt
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    2. mit Tradegate, LS Exchange und Quotrix sind drei Handelsplätze angebunden
    3. gebührenfreie Konto- und Depotführung
    4. große Auswahl bei Kryptowährungen und günstig handelbar
    5. mittlerweile kein Mindestordervolumen mehr
    6. über Browser und Smartphone-App nutzbar
    7. guter Kundensupport (aber auch nicht telefonisch)
    8. relativ kleines Angebot an Wertpapiersparplänen
    9. relativ hohe Marge für Devisenkonvertierungen
    10. derzeit noch keine eingehenden Depotüberträge und keine gemanagten Fonds handelbar