Brokerage: Mit ETFs in Börsenindizes investieren
ETFs sind interessant für Anleger, die Fondsmanagern misstrauen und Gebühren sparen möchten. Wo genau die Unterschiede zwischen ETFs und herkömmlichen Investmentfonds liegen und wann es sinnvoll sein kann, über Erstere in den kompletten Markt zu investieren, lesen Sie im folgenden Beitrag.
Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds. ETFs bilden klassischerweise die Wertentwicklung eines Börsenindex wie dem Dax, EuroStoxx 50 oder Dow Jones nach. Sie sind börsengehandelt und haben eine unbegrenzte Laufzeit. Als Anleger setzt man damit vor allem auf eine breite Verteilung des Vermögens. Gegenüber herkömmlichen Investmentfonds, die ebenfalls zahlreiche Einzelwerte enthalten können, entfällt das aktive Management, also der gezielte Kauf und Verkauf von bestimmten Werten. Ziel ist lediglich, den jeweiligen Index abzubilden. Da die entsprechenden Indizes oft in den Medien präsent sind, lässt sich die Wertentwicklung der Anlage bequem verfolgen.
Die Anbieter verzichten auf eine fortlaufende Marktanalyse. Aktiv gemanagte Fonds gehen dagegen davon aus, dass mit zusätzlichem Know-how, Aufwand und Ressourcen ein Wissensvorsprung ausgenutzt werden kann. In den Hauptmärkten ist die Informationslage allerdings für alle Marktteilnehmer gut. Man spricht von effizienten Märkten. Die Gefahr ist hoch, dass eine aktive Strategie nach Abzug der laufenden Kosten hier nicht lohnt. Deshalb haben es Fondsmanager in den Hauptmärkten schwer, den Vergleichsindex und damit die Messlatte zu schlagen. Es gibt immer Fonds, die das schaffen, nur weiß man nicht im Voraus, welche das im kommenden Jahr sein werden. Zudem schmälern hohe Ausgabeaufschläge, bei Aktienfonds nicht selten 5,00% und mehr, sowie jährliche Kosten von etwa 1,00% bis 1,50% die Rendite. Beim ETF-Handel sieht die Gebührenrechnung so aus: Für Kauf und Verkauf über die Börse fallen Ordergebühren wie beim Handel mit Aktien an, außerdem gibt es eine geringe Spanne zwischen An- und Verkaufskurs. Und die jährliche Managementgebühr beträgt für die Standardprodukte 0,15% bis 0,50%. Auf lange Sicht sind solche Kostenvorteile nicht zu unterschätzen.
Die möglichst exakte Abbildung eines Index ist der Kerngedanke von ETFs. Es wird zwischen der voll replizierenden und der synthetischen Replikationsmethode unterschieden. Nach Anmerkungen der britischen Finanzaufsicht und der der EU im Jahr 2012 hat sich die Anlegerpräferenz in den letzten Jahren zugunsten der voll replizierenden Indexabbildung verschoben. Jede der Methoden weist aber gewisse Vorteile und Nachteile auf. Voll replizierende ETFs nehmen, wie man es erwartet, die jeweiligen Einzeltitel mit der jeweiligen Gewichtung in den Bestand und überprüfen die Zusammensetzung turnusmäßig. Bei Indizes wie dem MSCI World, der mehr als 1.600 Unternehmen listet, wären die internen Transaktionskosten für den An- und Verkauf der Wertpapiere enorm, die Wertentwicklung des Portfolios würde in der Folge vom Index zunehmend abweichen. Deswegen gibt es bei Vollreplizierenden auch angepasste Methoden, die sich auf eine Gruppe von Aktien beschränken, die für den Index repräsentativ sein soll. Bei den synthetischen ETFs sind keine Aktien im Bestand, die Indexentwicklung wird stattdessen durch Tauschgeschäfte (Swaps) eingekauft. Die Swaps sind so konstruiert, dass sie die Kursschwankungen überproportional nachvollziehen, wodurch weniger Finanzmittel einzusetzen sind und der sogenannte Tracking-Error, das Abweichen von der Messlatte, minimiert werden kann. Sowohl voll replizierende als auch synthetische ETFs können zudem Wertpapiere verleihen, um aus den daraus resultierenden Zinseinnahmen Kosten zu decken. Durch die Verwendung von Swaps und Wertpapierleihe ergibt sich ein Verlustrisiko, der Emittent bzw. die Gegenpartei könnte insolvent werden, dadurch ginge Geld der Anleger verloren. Regulatorisch ist das Volumen für die Geschäfte je Emittent/Gegenpartei begrenzt. Vor einer Insolvenz des ETF-Anbieters selbst ist der Anleger abgesichert, weil die Anlage den Charakter eines Sondervermögens hat.
Indexprodukte auf breite Märkte können als Basisanlage dienen, die sich prima um aktiv gemanagte Fonds oder Einzelwerte ergänzen lässt. Aufgrund der wachsenden Nachfrage werden immer mehr spezielle ETFs auf Branchen, Themen, Schwellenländer, Anleihen oder Rohstoffe aufgelegt. Je spezialisierter, umso höher sind die damit verbundenen Risiken. Das Fehlen des Fondsmanagements hat nämlich eine Kehrseite: Ebenso wie die Höhenflüge macht der ETF alle Abstürze mit - es gibt niemanden, der gegensteuert. Auch kann die Zusammensetzung des Index von großen Werten dominiert sein und das angelegte Geld auf diese Art nur auf wenige Titel verteilt werden. Wenn man als Depotbeimischung auf spezielle Märkte oder Nebenwerte setzen möchte, dürfte gezieltes Stockpicking durch einen erfahrenen Fondsmanager sinnvoller sein.
Um mittels ETF anzulegen, entscheidet man sich zunächst für einen Index. Wenn möglich, sollte es ein Performanceindex sein. Ein Preisindex hat den Nachteil, dass Anleger daran die Rendite ihres Investments nicht ablesen können, weil die anfallenden Dividenden und die anderen Zuflüsse ausgeschüttet werden, dies zudem auch nicht unbedingt zum selben Zeitpunkt und im selben Ausmaß (Quellensteuern). Für die Anbieter rechnen sich die Produkte durch die Masse. Weltweiter Marktführer ist iShares, was den Eigentümer, den Finanzinvestor BlackRock, zu einem übergroßen Vermögensverwalter macht. In Europa gehören daneben die Deutsche Bank mit Xtrackers und Crédit Agricole/Société Générale mit Amundi zu den größten Anbietern. Auf Amundi wurden die Anbieter Lyxor und ComStage verschmolzen. Ebenfalls am Markt sind BNP Paribas (BNP Paribas Easy), UBS (UBS ETFs) und die Sparkassen (Deka ETFs). iShares legt die ETFs in den USA, Irland oder Deutschland auf, man erkennt das Fondsdomizil in der Regel am Ländercode, mit dem die internationale Wertpapierkennnummer ISIN beginnt. Deka ETFs haben das Fondsdomizil ausschließlich in Deutschland, db Xtrackers in Luxemburg. Die ETFs von Amundi und BNP Paribas sind in Frankreich oder Luxemburg domiziliert, die der UBS in Luxemburg, Irland oder der Schweiz. Anleger sollten auf die genauen Fondsbezeichnungen achten, sie ähneln sich häufig, sind leicht zu verwechseln. Entscheidet man sich für Fonds mit einer gewissen Mindestgröße an verwaltetem Volumen, ist es unwahrscheinlich, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst oder zusammengelegt werden müssen, die durchschnittliche Geld-/Briefspanne ist meist niedriger als bei kleinen Fondsvermögen und die Anzahl der festgellten Kurse pro Tag höher. Beziehen Sie in die Überlegungen mit ein, welcher auf den gleichen Index basierende ETF genauer abbildet und welcher günstiger zu haben ist: Der TER-Wert ist zum Vergleich der laufenden Kosten sehr informativ, wobei er keine Kosten für die internen Transaktionen und für die Swaps enthält. Die durchschnittliche Geld-/Briefspanne an den Börsen ist als Kostenfaktor zu betrachten, und auch der Tracking-Error. Vorteilhaft ist beim Fondshandel über die Börsen generell, dass man die Order limitieren kann.
Die ungleiche Behandlung zwischen inländischen und anderen in der EU zugelassenen Fonds besteht seit einer Änderung des Besteuerungsprinzips im Januar 2018 unter dem Strich nicht mehr: Auf deutsche Dividenden, deutsche Mieterträge und Gewinne aus dem Verkauf deutscher Immobilien fallen nun auf Fondsebene 15% inländische Körperschaftssteuer plus Solidaritätszuschlag an; zum Ausgleich dieser neuen Quellensteuer erhalten die deutschen Anleger für die Ausschüttungen und Verkaufsgewinne aus den Fondsanteilen und für die Vorabpauschale eine Teilfreistellung von der Abgeltungssteuer. Die Höhe der Teilfreistellung ist abhängig von der Aktienquote des Fonds bzw. dessen Schwerpunkt in deutsche oder ausländische Immobilien. Für synthetische ETFs gibt es keine Teilfreistellung, da sie keine oder wenig echte Aktien besitzen, sie sind steuerlich benachteiligt. Aus steuerlicher Sicht unbedenklich ist, wenn nur ein kleiner Teil synthetisch nachgebildet ist, aber mehr als die Hälfte der Investitionen echte Aktien sind. Zu den thesaurierenden Fonds ermittelt die depotführende Stelle zum Jahresende eine sogenannte Vorabpauschale. Die ab Januar 2018 zugeflossenen Erträge aus im Ausland aufgelegten thesaurierenden Fonds führen nicht mehr zu einem Mehraufwand bei der Einkommensteuererklärung. Wird das Depot in Deutschland geführt, zieht die Bank nämlich auch dort die fälligen Steuern automatisch für den Anleger ab. Der Durchschnittsanleger muss sich so weniger um Steuerfragen kümmern als vor der Reform. Kleinsparer jedoch, die mit ihren Kapitalerträgen im Rahmen ihres Sparerpauschbetrags bleiben, haben durch die Teilfreistellungen keinen Ausgleich, müssen aber die geringeren Ausschüttungen der Fonds hinnehmen.
Anlageberater in den Filialen empfehlen keine ETFs. Das ist ein Sachverhalt, der gerne als Vorwurf formuliert wird. Dabei ist klar, dass auch sie von etwas leben müssen und solange Anleger nicht bereit sind für eine Honorarberatung Geld auszugeben, kommen nur Anlageprodukte zum Zug, die eine Provisionszahlung für den Berater vorsehen. Bei den größeren Online-Brokern - sie haben eine Kundschaft, die ohnehin unabhängig entscheidet - können ETFs problemlos gekauft oder verkauft werden, zeitweise sogar ohne Orderspesen. Die ETF-Anbieter sponsern die Aktionen. Auch das Angebot an ETF-Sparplänen ist bei Online-Brokern mittlerweile gut ausgebaut. Bei Mindestgebühren für jeden Kauf lohnen die Sparpläne nur mit höheren Sparraten, damit kleine Sparraten nicht überproportional mit Gebühren belastet werden, kann man gegebenenfalls eine vierteljährliche statt einer monatlichen Ausführung wählen.